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SSIO: „Ich sag Käse, ihr sagt Wurst. KÄSE!“

Meine Transformation zum 100%igen Hip Hop Head schreitet immer weiter voran. Aktueller Lernstoff: Gangsterrap (deutsch). Das zugehörige Anschauungsmaterial nennt sich SSIO und stammt aus Bonn. Der Praxisunterricht fand am 28.03.2014 im Hirsch in Nürnberg statt. Das aktuelle Album von SSIO hört auf den Namen BB.U.M.SS.N und lief bei mir wirklich lang in der heavy rotation. Ich muss sagen das ich bei SSIO ähnlich wie bei Haftbefehl einen ironischen Überbau vermute. Mir kommen die beiden einfach zu selbstreflektiert vor, als dass ich ihnen unterstellen möchte das sie wirklich alles was sie so von sich geben auch ernst meinen. Nun ging es also nach einer kurzen Aufwärmphase bei meiner Übernachtungsgelegenheit mit der S-Bahn Richtung Hirsch. Der Club liegt ziemlich abgeschieden in einem hässlichen Industriegebiet in dem ich nachts alleine keinem Gangsterrapper begegnen möchte. Die erste Überraschung folgte dann ziemlich schnell. Wir waren wohl die einzigen Besucher des Konzerts die dem ganzen eher ironisch begegneten. Der Großteil des Publikums beeindruckte nämlich mit Muskeln die man in der Disko sieht, sowie dem bekannten Boxerhaarschnitt. Wir wirkten dort eher fremdkörperig und ich gab mir Mühe mit meinen Blicken keinen Streit zu suchen. Egal, ich versuchte zwei Bier am Tresen zu bekommen, wurde aber mit dem Hinweis „pro Person nur 1 Getränk“ wieder weggeschickt. Das sind ja wirklich interessante Gepflogenheiten in der Hood. Zum Glück begann dann auch das Konzert. Und nun folgt wieder mal das großartige an Musik. Sie macht nämlich aus den verschiedensten Menschen, unterschiedlicher Gesellschaftsschichten, Glaubensrichtungen oder Herkunftsländern eine große Gemeinschaft. Das ganze Konzert war eine große Party unter Anderem auch mit verschiedenen Gastauftritten zum Beispiel von Schwesta Ewa, eine Rapperin die früher als Prostituierte gearbeitet hat. Sie forderte das Publikum beim Entern der Bühne auf sie jetzt mit Flaschen zu bewerfen und dies dafür für den Rest des Konzertes zu unterlassen. Die Frau hat Eier. Um nochmal zum ironischen Überbau zu kommen. Ein Gangsterrapper, der übrigens nebenbei BWL studiert, und das Publikum mit einer „Ich sag Käse, ihr sagt Wurst. KÄSE!“ Ansage dazu bringt kollektiv „WURST!“ zu brüllen nimmt dies wahrscheinlich nicht zu 100% ernst. Das ist den Leuten, sowie mir aber auch egal, denn wir hören geilen aggressiven Rap und lustige Texte auf interessanten Beats. Kostprobe gefällig? Dann einfach mal in den Track „Big King XXL“ hören. Eine Perle des guten Geschmacks! Als Fazit lässt sich sagen das man mit einem offenem Musikgeschmack ohne künstliche Barrieren im Kopf einfach mehr Spaß hat, sowie immer weiß wen man anrufen muss, wenn man mal keinen Kanalreiniger braucht.

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Aus Berlin, aaauuuuusss Berlin: Die Ärzte

Wie bei jeder Tour war es auch diesmal wieder meine Pflicht als musikhörender Mitbürger ein Konzert der Ärzte aus Berlin, aaaauuuusss Berlin zu besuchen. Meine Wahl fiel diesmal auf den 19.06. in der Arena Nürnberger Versicherung. So große Venues sind ja eigentlich nicht mein Fall aber bei den Ärzten kommt man „leider“ nicht mehr um diese großen Veranstaltungsstätten herum. Organisatorisch hat auch alles super funktioniert. Parkplätze vor Ort, genug Bierstände nur in der Halle zurecht finden war nicht so einfach. Nach 3x „Sorry, falscher Block“ war ich dann endlich (dachte ich zumindest) richtig. Ich hatte ja Stehplätze gekauft. Allerdings merkte ich dann es waren Tribünenstehplätze am anderen Ende der Halle! Wer macht denn sowas? VERDAMMT. Ohne Vorband ging es direkt los mit ordentlich Show, Licht etc. Nach 30 Minuten hielt ich es dann nicht mehr raus und versuchte mein Glück um unten in den großen Innenraum zu kommen was dann zum Glück auch klappte. So geht Konzert. Die Tribüne ist schließlich für Leute über 30 (*hust* nimmer lang *hust*).
Als Band musst du abliefern. Einfach abliefern. Und die Ärzte liefern wirklich jedes Mal wieder ab. Die 3 Jungs haben immer noch einen Heidenspaß auf der Bühne und mit dem Publikum. Ich durfte meine erste und wohl auch meine einzige Kuckucklaola meines Lebens erleben. Die Setlist erstreckte sich auch von Debil über Planet Punk bis zu den neuen Alben. Für Jung und Alt also etwas dabei. Nach knapp 3 Stunden (man merkt auch das die Jungs alt werden) war es dann zu Ende. Durchgeschwitzt und glücklich ging es dann wieder nach Hause.

Arena Nürnberger Versicherung Die Ärzte 19.06.

Deutsche kauft nicht bei Nazis

– Archivtext –

Am 29.09.2006 gab Bela B. im Rahmen seiner Bingo-Tournee ein kleines Gastspiel im Löwensaal zu Nürnberg. Nach dem obligatorischen Verfahren meinerseits fand ich die Spielstätte zum Glück noch rechtzeitig und machte mich auf einen 5-Minuten-Fußmarsch Richtung Löwensaal. Das ganze ist eine schöne Location in die schätzungsweise 1000 Leute passen. Als Vorband trat Good Heart Boutique an, eine Band bestehend aus 3 Frauen + 1 Drummer. Die 4 waren überraschend gut, was mich auch dazu brachte die Langspielplatte nach dem Konzert zu erstehen. Ein schöner lauter Pop/Rock-Mix mit 3 tollen Damen dabei, was will man mehr. Das Publikum wurde gut eingestimmt, skandierte aber regelmäßig „Bela Bela“-Rufe. Als der Graf dann endlich auf die Bühne kam, gab es kein Halten mehr. Das Programm setzte sich natürlich hauptsächlich aus den Songs des 1. Albums zusammen dazu kam der frei verfügbare Song „Deutsche kauft nicht bei Nazis“ sowie eine B-Seite. Der aktuelle Gerichtsbeschluss des Verbots der Anti-Nazi T-Shirts mit durchgestrichenen Hakenkreuzen wurde ebenfalls aufgegriffen. Etwas Politik muss eben sein. Bela glänzte auch als Gitarrist und seine sangliche Performance war erwartet stark. Der Mann steht nicht umsonst schon ein paar Jährchen auf der Bühne da gibt es kein Wackeln oder stammeln. Das Publikum wurde mit allerlei lustigen Ansagen und Spielchen in bester Ärzte-Manier bei Laune gehalten. Nach der 1. Zugabe gab es dann ein kurzes Gastspiel von Bela hinter der Schießbude und der englischsprachige Drummer gab „Pet Semetary“ von den Ramones zum Besten. Alles in allem war es ein sehr kurzweiliger Abend der eine erwartet starke Liveperformance von Bela B., eine gute Vorband, sowie ein tolles Publikum beinhaltete. Ich hoffe es wird ein 2. Soloalbum von Bela geben und freue mich jetzt schon auf die anschließende Tour!